Männer II – TSV Bäumenheim (35:12)

Ménage à trois des BallspielsAufgrund einer durchschnittlichen bis teilweise sehr gute Mannschaftsleistung erwirft sich die zweite Herren des TSV 1871 den bisher höchsten Heimsieg im neuen Jahr gegen den TSV Bäumenheim mit 35:12.Jede Sportart ist ein Verhältnis bzw. Beziehung die mit 1n physischen und metaphysischen Objekten beschrieben werden kann. Grundlegende Bestandteile eines Handballspieles sind immer 3 Punkte, die Heimmannschaft, der Ball und die Gastmannschaft. Diese Dreiecksbeziehung lässt sich natürlich auch in anderen Facetten darstellen. Da wären zum einen der Spieler, der Ball und die Mannschaft oder die Mannschaften, der Ball und die Zuschauer etc.Egal welche Liaison man kreiert, sie konnte an diesem grauen Sonntagnachmittag beim Heimspiel der alten Tiger gegen den TSV Bäumenheim gesichtet und teilweise sogar erfühlt werden.Die Rahmenbedingungen der Eheschließung für die folgenden 60 Minuten waren erfüllt. Zahlreiche Zeugen, zwei gleichberechtigte Mannschaften, zwei Standesbeamte und das Spielgerät waren anwesend.Bevor jedoch der Reigen losgehen konnte hatte der heimische Trauzeuge eine einfache Losung an seine Mannschaft ausgegeben: „Nur ein überzeugender Sieg zählt!“Diese Bürde im Gepäck eröffneten die karierten Unparteiischen das Intermezzo. Anscheinend noch etwas übermannt von Gefühlen angesichts des Ereignisses verpassten die zunächst schüchternen Augsburger den Start ins neue Glück. Folge der scheuen Abwehrarbeit war das 0:1 durch den Gast nach gerade einmal 2 Minuten. Den Rückstand im Genick huschten die Tiger nur sehr vorsichtig in Richtung gegnerischer Hälfte, was dann aber gleich im Gegenzug zum Ausgleich führte. Der gleiche Trott wiederholte sich bei den nächsten zwei Toren zum 2:2, bis das Entlein zum Schwan heranwuchs.Denn plötzlich präsentierte sich der bis dahin immer treue Spielpartner aus Augsburg als zickig und aufmüpfig, wohingegen der Gast aus Bäumenheim zum scheuen Reh mutieren schien.Die nächsten 15 Angriffe biss sich der TSV Bäumenheim entweder die Zähne an der wieder erstarkten Tigerabwehr aus oder man vergab leichtfertig mögliche Torchancen. Im Gegenzug setzten die Fuggerstädter mit gutem, teilweise sehr druckvollem Angriffsspiel ein Nadelstich nach dem nächsten in des Gegners Tor. Das Ergebnis dieser ab da an sehr ungleichen Partnerschaft war ein 21:3 zur Halbzeitpause.Zufrieden und leicht überrascht der dargebotenen Leistung seiner Mannschaft fiel dem Tigertrainer kaum neue Ziele für die zweite Halbzeit ein. Im Gegenteil dazu schien der Gästetrainer den Seinigen ein Zitat von Laotse dargeboten zu haben: „Handle, ehe es da ist, lenke es, ehe es wirr wird.“Den Worten folgend griffen die Gäste in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit beherzt an, wogegen Augsburg voller Beherztheit nichts tat. Die mögliche Routine einer längeren, einseitigen Beziehung schien die Tiger müde gemacht zu haben – die Luft war raus. Die Angriffsbemühungen der Bäumenheimer wurden dann auch in einem zwischenzeitlichen Torverhältnis von 3:5 belohnt.Nachdem der Gegner den Augsburgern die Unzufriedenheit des Verhältnisses klargemacht hatte, begann die Heimmannschaft wieder etwas Esprit in die Beziehung zu bringen. Die wiederum erstarkte Abwehr sowie teils ansehnliche Tempogegenstöße führten dann schnell wieder zum alten Abstand von 18 Toren oder zum zwischenzeitlichen 28:10. Die letzten 10 Minuten verliefen dann wieder wie in einer Beziehungsstarre, bei der keiner der beiden Partner aus früheren Fehlern gelernt zu haben schien. Das Ende alles Dreiseitigem wurde dann von den guten Scheidungsrichtern zum 35:12 beschlossen.Resümee: Eine Triade bzw. Polyamory bedarf immer viel Aufmerksamkeit, Rücksicht und Arbeit aller Parteien. Attribute wie Hohn, Spott, falscher Ergeiz oder einfach nur verfehlende Träumereien sind etwas für die leibhaftig gewordene Einfallslosigkeit einer Beziehung, welche am Ende immer nur den Ausweg der Trennung sieht.Die plötzliche Verliebtheit lässt die Engel singen und Schmetterlinge fliegen, führt jedoch auch zur Sinnestrügung. Die Realität sieht die Kontinuität als Herausforderung, welche jeden Tag erfüllt werden muss. Erst wenn man mit allen Wahrheiten umgehen gelernt hat, kann man am Ende versuchen die Sterne vom Himmel zu holen.*“Dies ist, glaube ich, die fundamentalste Regel allen Seins: Das Leben ist gar nicht so, es ist ganz anders!“Wir bedanken uns bei allen Fans sowie beim TSV Bäumenheim für das gute und faire Spiel.[small]*Kurt Tucholsky[/small]